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Alles hat seine Zeit

Manchmal scheint alles wie von selbst zu laufen. Ich habe Energie, schaffe Haushalt, Arbeit und Familienleben und finde sogar ein wenig Zeit für mich selbst sowie Hobbies und Sport.

Und manchmal scheint einfach nichts zu klappen. Ich bin müde und matt. In solchen Situationen fällt es schwer zu akzeptieren, dass einfach nicht alles gleichzeitig geht. Wie gelingt es, seinen Weg zu finden, ohne ständig das Gefühl zu haben, etwas zu verpassen?

Prioritäten setzen, loslassen und genießen

Alles hat seine Zeit – ich bin davon überzeugt, dass das bewusste Setzen von Prioritäten, es uns ermöglicht, die einzelnen Lebensabschnitte zu genießen. Wir können und sollen stets darauf vertrauen, dass sich alles fügen wird, solange wir offen bleiben für Neues und Mut haben, unser eigenes Leben zu gestalten, unabhängig von gesellschaftlichen Normen und Pflichten.

Wie ich zu dieser Überzeugung kam

Ich bin sehr zielstrebig und fokussiert. Ich wollte immer eine erfolgreiche Business-Frau sein, flexibel und auf eigenen Beinen stehen, finanziell unabhängig sein. 2010 habe ich mich als Übersetzerin und Lektorin selbstständig gemacht und dachte, dass der Beruf auch ideal sei, wenn man Kinder hat.

Nach der Geburt meines 1. Sohnes habe ich auch sehr bald wieder gearbeitet (nachts, mittags, wenn Simon schlief). Meine Idee war, dies auch nach der Geburt meines 2. Sohnes zu machen. Das war jedoch nicht möglich.

Ich habe schnell gemerkt, dass es uns – mir, meinen Kindern und unserem Familienleben nicht gut tut. Ich konnte tagsüber nicht auf Anfragen reagieren oder Angebote schreiben und die Jobs waren bereits vergeben, bis ich wieder am PC saß. Manuel war bis zu 10 x pro Nacht wach und ich somit müde, unkonzentriert, gereizt und nervös – diese Unruhe übertrug sich auch auf meine Kinder und die „Atmosphäre“ zu Hause war angespannt.

Was nun?

Ich musste eine Entscheidung treffen, denn so konnte es nicht weitergehen – so wollte ich nicht weitermachen. Da ich mich für Kinder entschieden habe, um mit ihnen Zeit zu verbringen, sie aufwachsen zu sehen und sie in ihrer Entwicklung zu begleiten, wollte ich sie nicht in der Kinderkrippe betreuen lassen. Papa konnte zu der Zeit nicht weniger arbeiten. Omas und andere Verwandte wohnen 500 km entfernt.

Daher beschloss ich Ende April 2018, mein Gewerbe ruhend zu melden, mir (und den Kindern) diese besondere (Aus-)Zeit zu gönnen. Wir waren in der glücklichen Situation, dass wir uns das finanziell leisten konnten. Nach einiger Zeit schaffte ich es auch, den Gedanken der finanziellen Abhängigkeit loszulassen – das war der Preis, den ich bezahlte. Die innerliche Zerrissenheit zwischen Familie und Beruf und die Tatsache, dass es sich in unserem Setting – mit unseren Überzeugungen – schwer vereinbaren ließ, war mit dem Tag der Ruhendmeldung wie weggeweht.

Ich konnte mit den Kindern Schwimmen gehen, Ski fahren, im Wald Hütten bauen und bei Regen Schnecken beobachten. Mein Handy blieb zu Hause bzw. wurde nur zum Fotografieren verwendet – wie befreiend, nicht immer und überall erreichbar sein zu müssen oder den nächsten Auftrag im Hinterkopf zu haben! Ich bin ein sehr positiver Mensch und dachte immer, dass ich wieder einen Weg zurück ins Berufsleben finden werde, auch wenn damit teilweise viele Fragezeichen verbunden waren.

Jetzt ist die Zeit gekommen, wieder mehr auf mein berufliches Vorankommen zu schauen und mich der geistigen Herausforderung zu stellen. Die Kids sind versorgt, es geht ihnen im Kindergarten gut und Tom ist flexibler verfügbar. Ich genieße den Moment, am Beginn eines neuen Abschnitts zu stehen und neugierig zu schauen was kommt – voller Tatendrang und Energie. Ich nutze die Zeit, bin als Unternehmerin wieder aktiv und offen für Neues. Das scheint meine Umwelt auch zu spüren: die ersten Aufträge trudeln bereits ein.

Das Leben passiert (fast) immer von selbst!

Ich schaue mit sehr viel Dankbarkeit auf die letzten Jahre zurück. Auf all die schönen Momente, die ich mit meinen Kindern erleben durfte, und die abseits des teilweise auch stressigen Alltags mit 2 kleinen Kindern immer in guter Erinnerung bleiben werden und mir Kraft geben.

Ich bin davon überzeugt, dass alles seine Zeit hat und es Situationen gibt, in denen manches einfach nicht erzwungen werden kann. Wenn man das Gefühl hat, dass nichts mehr geht und die Energie für alles fehlt, ist es besser, Prioritäten zu setzen, sich von Dingen (zumindest zeitweise) zu verabschieden oder diese ganz ziehen zu lassen. Das schafft Freiraum und Freiheit im Kopf und setzt Energie für Neues frei.

Sabine, Hart bei Graz

Übersetzerin und Lektorin
www.tradukisto.eu

4 Gedanken zu „Alles hat seine Zeit“

  1. Ich finde deine Entscheidung mutig und großartig! Wie schön, wenn Kleinkinder noch von ihrer Mama betreut werden und dadurch geborgen, in ihrem Rhythmus und mit starken Wurzeln voll Vertrauen ins Leben starten. Du hast ihnen damit ein Rüstzeug mitgegeben, von dem sie ihr ganzes Leben zehren können?

    1. Danke, liebe Susannah! Ich freue mich über so viel Resonanz auf meine neue Website und meinen Relaunch – das gibt mir gleich noch mehr Energie… Lg Sabine

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