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Schwanger mit sechzehn

Eine Frau mit Jacke steht auf einer Wiese vor einem See.

Der Schwangerschaftstest

Diesen Moment werde ich wohl nie vergessen. Als ich mit dem Schwangerschaftstest in der Hand aus dem Badezimmer kam, und ihn meiner Mutter vor die Nase hielt. Alles was sie machte war, mich schweigend zu umarmen. Schon als ich den Verdacht hatte schwanger zu sein, hatten wir besprochen, dass eine Abtreibung für mich nicht in Frage kommt. Ich kannte mich selbst gut genug, um zu wissen, dass ich das nicht gut verarbeiten würde. Ich habe mich also dazu entschlossen, mit sechzehn Jahren ein Kind zu bekommen.

Mit dem Vater war ich nicht mehr zusammen. Wir hatten eine kurze jugendliche Beziehung. Ich weiß noch, als ich ihn von einer Telefonzelle aus in der Berufsschule in Wien anrief und ihn fragte, wann er denn wieder in Graz sei. Als ich ihm sagte, wir hätten etwas Wichtiges zu bereden war ihm wohl klar, worum es bei dem Gespräch gehen wird.

Er war damals neunzehn Jahre alt und stand mitten im Lehrberuf. Ich selbst hatte gerade eine Lehre angefangen, die hatte sich somit erledigt. Unser Gespräch verlief hitzig, welcher neunzehnjährige möchte überraschend Vater werden, noch dazu von einem Mädchen, mit dem er nicht mehr zusammen ist. Er hat meine Entscheidung jedoch akzeptiert. Auch für ihn veränderte sich ab diesem Moment das Leben.

Ein alleinerziehender Teenager

So stand ich da, keine Ausbildung, kein Geld, keine eigene Wohnung und keine Ahnung was mich erwarten wird. Zum Glück hatte ich meine Mutter und meinen Stiefvater, die hinter mir standen. Mir wurde schnell bewusst, dass ich nun selbsständig leben möchte. Also zog ich ein paar Monate nach der Geburt meines Sohnes von zuhause aus und in meine erste eigene Wohnung.

Gerne erinnere ich mich noch daran, als mir mein Stiefvater beim Wände ausmalen half und ich die ersten Möbelstücke per Ratenzahlung beim Universalversand bestellt habe. In dieser Zeit bekam ich gerade mal sechshundertvierzig Euro Karenzgeld und soweit ich mich erinnere, hundertfünzig Euro im Monat Familienbeihilfe. Die Alimente waren aufgrund der Lehrzeit so gering, dass Lukas sein Großvater sogar noch fünzig Euro dazuzahlte. Die Wohnung kostete mich damals vierhundertneunzig Euro.

So begann ich im Gastgewerbe zu jobben, um finanziell über die Runden zu kommen. Lukas war alle zwei Wochenenden bei seinem Papa und ansonsten haben seine oder meine Eltern ihn betreut. Vorrangig arbeitete ich nachts, um tagsüber für Lukas da sein zu können.

Wie wichtig die Großeltern sind

Wenn ich zurückdenke, wäre das Arbeiten ohne die Großeltern als Kinderbetreuer unmöglich gewesen. Wie kann man von einer alleinerziehenden Mutter erwarten mit achthundert Euro auszukommen? Dank meiner Eltern, die mir einen Teil des Führerscheins und das erste Auto bezahlt haben, war ich wieder einen Schritt näher an der mir so wichtigen Unabhängigkeit. Ich war erpicht darauf, den L17-Führerschein zu machen, da ich mich als Mutter nicht von meinen Eltern zum Kinderarzt bringen lassen wollte.

Für die Dauer von zweieinhalb Jahren bekam ich Karenzgeld, danach bezog ich zur Überbrückung ein halbes Jahr Arbeitslosengeld. Mit drei Jahren wurden die Kinder damals in den Kindergarten aufgenommen. Kindergrippen waren zu dieser Zeit noch nicht so aktuell wie heute. Ich begann dann in der Gastronomie als Kellnerin, in den Cafe`s oder bei den Cateringjobs war eine fehlende Ausbildung kein Problem. Ebenso hatte ich für ein Jahr lang zwei Putzjobs bei netten Familien.

Ein Unfall verändert das Denken

Mit neunzehn hatte ich dann einen schweren Autounfall auf dem Weg zur Arbeit. Ich hatte einen Sekundenschlaf. Dies war die Konsequenz des nächtlichen Arbeitens und des wenigen Schlafes, um tagsüber mehr Zeit für meinen Sohn zu haben.

Durch den Unfall war ich ein Jahr nicht vollständig erwerbstätig und durfte über ein Programm der AUVA das Buchhalterdiplom und den Europäischen Computerführerschein absolvieren. Mir war klar, dass das Arbeiten im Gastgewerbe nicht meine Zukunft sein soll. Es war mir wichtig, endlich eine vernünftige Ausbildung und angemessene Arbeitszeiten zu haben.

Nach dem Abschluss der Ausbildung ergab sich ein Job als Verkäuferin im Uhren- und Schmuckhandel. So dachte ich mir, warum im Büro auf unbekanntes Terrain begeben, wenn sich das anbietet, dann wird es bestimmt in Ordnung sein. So arbeitete ich mich von der Verkäuferin hoch zur Filialleiterin. Es war eine gute Arbeit, aber auch hier war klar, dass ich es nicht ewig machen werde.

Einen Partner gefunden

Als mein Sohn fünf Jahre alt war, lernte ich meinen Ex-Mann kennen. Er war ein sehr guter Mann, gleich wie ich sehnte er sich nach einem Familienleben. Er unterstützte mich bei allen beruflichen Ideen, die mir so vorschwebten. Ich habe es tatsächlich einmal auf der Uni versucht, ebenso habe ich mal mit der Abendmatura angefangen. Mit einem Kind im Volksschulalter, einem Haus und einem Mindesteinkommen, welches man braucht, um die Fixkosten zu decken, gab ich den Gedanken eines Studiums dann doch endgültig auf.

2009 entschloss ich mich einen ordentlichen Lehrabschluss nachzuholen. Ich besuchte also tagsüber die Ausbildung, jobbte nebenbei und genoss dann noch die Zeit, die für die Familie blieb. Mit einem Partner war es um einiges leichter, meine Ausbildungen nachzuholen.  

Auf zu neuen Ufern…Schon wieder

Mit dem Lehrabschluss Bürokaufffrau und dem Buchhalterdiplom war ich nun bereit für einen Job beim Steuerberater. Dort konnte ich in kurzer Zeit sehr viel lernen. Meine Chefin, Kolleginnen und die Kollegen waren wirklich wunderbar. Nach einer Einschulungszeit bekam ich eigene Klienten und war die Assistenz der Geschäftsführung. Ich mochte meine Arbeit, doch ich spürte, dass ich noch immer nicht angekommen war.

Ich bin ein Mensch, der gerne unabhängig ist, Geld spielt hierbei eine wichtige Rolle. Es hat für mich keinen materiellen Wert, es bietet mir lediglich die mir so wichtige Sicherheit und Unabhängigkeit. Der Verdienst bei der Steuerberatung war mir nicht genug. Die Buchhaltung wurde mir ebenso ein wenig zu trocken. Ich vermisste einfach den Umgang mit Menschen. Wieder war ich auf der Suche nach einer weiteren Herausforderung. 2013 begann ich beim Bund als Beamtin zu arbeiten.

Manchmal will man zuviel

Da ich selbst nicht unbedingt eine klassische Kindheit hatte, wünschte ich mir dies für meinen Sohn umso mehr. Acht Jahre konnte ich ihm das bieten. Sein Stiefvater und sein Vater verstanden sich gut. Kindergartenfeiern und Weihnachten feierten wir alle gemeinsam. Für unser jugendliches Alter damals muss ich rückwirkend betrachtet vor Lukas seinem Vater den Hut ziehen.

Es war für niemanden so wie man es wohl geplant hätte. Es war eben das Leben. Wir haben es genommen, wie es kam und das Beste daraus gemacht. Wir haben es immer geschafft uns respektvoll zu behandeln und es ging allen immer um das Wohl meines Sohnes. Wenn man sich so lange Zeit kennt dann wird man automatisch zu einer Familie. Ich bin allen Großeltern so dankbar dafür, dass sie immer für Lukas da waren.

Am Ende hielt das Familienleben dann acht Jahre, mein Ex-Mann wollte unbedingt ein eigenes Kind. Als Lukas zwölf Jahre alt war, war ich jedoch an dem Punkt gekommen, an dem ich merkte, wie schön es ist wieder ein paar Freiheiten zu haben. Mal ab ins Fitnessstudio oder eine Freundin treffen, weil der Sohnemann mal eine Stunde allein zuhause bleiben kann. Ich merkte, wie immer mehr Platz für mich selbst wurde und das genoss ich sehr. Die Folge davon war dann die Scheidung.

Darauf folgten vier Jahre als Single und Alleinerziehende. Diese Zeit allein habe ich nach der Scheidung benötigt. So konnte ich immer mehr zu mir selbst finden und herausfinden wie ich mein Leben neu sortieren möchte. Mein Sohn ist so ein selbstständiger verantwortungsvoller junger Mann geworden, dass ich meine ersten Reisen allein unternahm. Ich hatte so eine imaginäre To-Do-Liste. Sie war voll mit vielen Kleinigkeiten aber auch großen Unternehmungen. Größtenteils ist sie mittlerweile fast durch, aber einiges habe ich noch vor. Und ich freue mich sehr darauf.

Dann kam ich zu mir selbst

Wie ich so über die Jahre von einer Phase in die nächste stolperte, holte mich immer wieder der Gedanke ein, selbstständig arbeiten zu wollen. Es musste etwas sein, dass den Menschen etwas Gutes tut.  Ich hatte so viele Ideen, die umgesetzt werden wollten. So bildete ich mich in den verschiedensten Bereichen weiter, las mich ein und probierte einiges aus.

Wichtig war mir, dass ich selbst davon überzeugt bin und liebe was ich tue. Es hat zwar länger gedauert, jedoch habe ich nun meinen Traum mit VitaScen erfüllt. Dadurch, dass ich selbst ein sogenanntes Herbstkatzerl war, geplagt von Bronchities, Nebenhöhlenentzündung und chronischer Müdigkeit kam ich dank meines Onkels in den Bereich der alternativen Heilmethoden. Ich begann mich für orthomolekulare Medizin zu interessieren und selbst zu supplementieren. Ebenso bin ich mittlerweile Scenar-Therapeutin und wende diese Form der Behandlung für meine Familie und mich selbst an.

Diese Methoden haben mich körperlich wieder auf die Höhe gebracht. Mit Mentaltraining und Atemübungen kam ich geistig ein Stückchen mehr zur Ruhe und ins Gleichgewicht. Ich habe an mir selbst am besten gesehen, dass eine Unterstützung immer nur ganzheitlich Sinn macht.  VitaScen ist ein Gesamtpaket, dass sich erst am Anfang befindet. Bereits beim Brainstorming wie alles auszusehen hat, welche Produkte aufgenommen werden oder mit dem Verfassen der ersten Blogbeiträge spürte ich, dass ich angekommen bin.

Es ist das, was mich erfüllt und ich bin dankbar diesen Weg gehen zu dürfen. Jedes positive Feedback eines Kunden berührt mich und ich weiß – was ich tue ist richtig. Mein Sohn ist nun volljährig und macht gerade sein letztes Maturajahr. Er hat gute Manieren, ist ein kreativer Kopf und ich bin sehr glücklich, ihm beim Erwachsen werden zusehen zu dürfen. Ich genieße es, dass er ein richtiger Jugendlicher sein darf, mir war dies nie möglich. Heute kann ich nicht mehr sagen, wie ich das alles geschafft habe. Aber ich bin froh, dass wir es alle gemeinsam so gut hinbekommen haben. Ohne die Unterstützung der Familie wäre das nicht möglich gewesen.

Zwischenbilanz

Mit fünfunddreißig kann ich auf ein rasantes Leben mit vielen Hochs aber auch vielen Tiefs zurückblicken. Nicht immer habe ich die richtigen Entscheidungen getroffen. Wichtig ist jedoch, dass man daraus lernt und am Ende zufrieden ist. Man kann nur vorwärtsschauen und bereit und offen sein für die Dinge, die das Leben für einen parat hält. Manche Dinge brauchen Zeit, um sich zu entwickeln. Als Mutter bleibt es nicht aus, oftmals zurückstecken zu müssen.

Die Rollen, die wir innehaben sind eine besondere Herausforderung. Wir sind Töchter, Mütter, Partnerinnen, Ehefrauen, Berufstätige, Freundinnen und so vieles mehr. Wir sind oft in der Position Entscheidungen treffen zu müssen. Familie oder Beruf? Kindergrippe oder länger zuhause bleiben? Stillen oder Fläschchen? Kindliche Früherziehung oder ist das übertrieben? Wann finde ich Zeit für mich selbst? Fragen über Fragen die eben hauptsächlich uns Frauen betreffen.

Natürlich möchte ich die Männer nicht ausschließen, aber jede Frau wird verstehen was gemeint ist. Die neue Generation Mann beteiligt sich teilweise sehr intensiv am Familienleben. Das ist eine wunderbare Entwicklung. Aber grundsätzliche Fragen betreffen noch immer vorrangig uns Frauen.

Ich lebe in Akzeptanz mit meinen Entscheidungen und meiner Vergangenheit. Einzig den Drang zur Unabhängigkeit würde ich nicht mehr in dieser ausgeprägten Form zulassen. Es hätte nicht geschadet ab und an um Hilfe zu bitten oder mehr der angebotenen Hilfe anzunehmen. Hier spielte der Stolz bestimmt eine große Rolle. Ich wollte oftmals alles alleine schaffen und anderen beweisen, dass ich alles im Griff habe. Ich war Mitglied im Elternverein, bei jedem Ausflug dabei und arbeitete immer Vollzeit ab seinem dritten Lebensjahr. Irgendwann fasste ich zum Glück den Entschluss niemanden etwas beweisen zu müssen. Ich wusste, dass ich eine gute Mutter war. Man braucht nur sein Kind anzusehen und weiß es. Was ich Müttern raten würde aus heutiger Sicht? Sich nicht von der Gesellschaft unter Druck setzen zu lassen. Jede Familie hat ihre eigene Dynamik und jede Frau trifft ihre Entscheidungen nach bestem Wissen und den ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten.

Abschließend ist immer nur eines wichtig. Dass wir gesund sind auf allen Ebenen und gut für uns sorgen. Das Leben gehört genossen. Ich habe in meinem bisherigen Leben so viele wunderbare Frauen kennengelernt, von denen ich lernen konnte und die mich gefordert haben. Deshalb auch die Kampagne „Von Frau zu Frau“. Es geht vielen gleich und ein Austausch tut der Seele gut. Für Facebook kann ich Euch die Gruppe Grazer Wunderweiber empfehlen. Sie ist eine wunderbare Idee, und es ist bestimmt für jede Frau etwas dabei.

Ich wünsche Euch alles Liebe

Jacky von VitaScen

2 Gedanken zu „Schwanger mit sechzehn“

  1. Liebe Jacky. Ich bin beeindruckt von deiner Lebensgeschichte und so kenne ich dich auch . Du hast Durchsetzungsvermögen, bist konsequent, humorvoll und vieles mehr. Diesen Eindruck habe ich in der kurzen Zeit ,in der ich dich kennenlernen durfte von dir gewonnen. Vorallem bist du eine s t a r k e , liebevolle Frau. Lg Sigrid

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